"Was hat sie nur?", denkt der Mensch, "Was will er denn?", die Katze. Dabei sind beide der Meinung, sich deutlich ausgedrückt zu haben. Gar nicht so leicht, ins Gespräch zu kommen. Wie kann man Katzen besser verstehen?
Körpersprache und Laute helfen Katzen zu verstehen
Endlich ist der Zweibeiner wieder zu Hause. Da muss man sich doch gleich mal bemerkbar machen. Ein freudiger Willkommensgruss. Und noch einer. Und noch einer. Wenn es um die Begrüssungen geht, stellen viele Katzen Quantität über Qualität. Könnte ja sein, dass man in den letzten 30 Minuten in Vergangenheit geraten ist. Und dann wären direkt an der Eingangstür natürlich noch gleich die wichtigsten Fragen zu klären: Hast du mich genauso sehr vermisst? Und hast du mir etwas mitgebracht? Neues Futter etwa? Möglicherweise sogar eine Maus? Ja? Sag, hast du? Hm?
Das Problem bei der Sache ist: Der Mensch hört nur minutenlanges Maunzen und Miauen, während ihm all die relevanten Fragen und üppigen Liebesbekundungen seines redseligen Mitbewohners leider verborgen bleiben.
Katzen dagegen lernen unsere Sprache äusserst schnell, solange wir konsequent sind. Was beispielsweise der drohende Zeigefinger, verbunden mit dem Wort "Runter!" bedeutet, sobald sie auf den Esstisch springt, versteht Mieze schon nach ein paarmal. Ob sie allerdings auch gerade Lust hat, das zu tun, was ihr befohlen wird, ist natürlich eine ganz andere Frage.
Der Ton macht die Musik
Überhaupt kommt es viel weniger darauf an, was man sagt, als wie man es sagt. Ein Lob in aufgebracht erregtem Tonfall wird deine Katze ebenso falsch verstehen wie einen liebevoll dahingehauchten Tadel. Und seien deine Argumente noch so gut. Die Vierbeiner können nämlich selbst subtilste Zwischentöne heraushören. Was auch darin liegt, dass Katzen gleich nach uns Menschen diejenigen Lebewesen mit dem grössten Lautrepertoire sind.
Das typische "Miau", besonders gern vor einem leeren Futternapf geäussert, ist übrigens eigentlich Babysprache. In freier Wildbahn würde eine ausgewachsene Katzen diesen Hilferuf nie und nimmer verlauten lassen. Unsere Stubentiger haben jedoch gelernt, dass wir in Sachen Futter und Schutz die Rolle der Katzenmama übernommen haben und reden folgerichtig in Babysprache mit uns.
Sind Katzen unter ihresgleichen, brauchen sie häufig gar keine Worte oder Geräusche, um sich zu verständigen. Die Kommunikation kann auch komplett über die Duft- und Körpersprache ablaufen. Deshalb lohnt es sich auch für uns, gute Beobachter zu sein und unsere Katzen genau zu studieren.
Körpersprache besser verstehen
NICHT GEHEUER: Sowohl bei Aggressivität als auch bei Furcht sträubt sich das Rückenfell, und der Schwanz wird zu einer Art Flaschenbürste. Das lässt grösser erscheinen, als man ist. Vor allem, wenn man auch noch den Rücken zum Buckel aufwölbt.
EINERSEITS, ANDERERSEITS: Dein Vierbeiner steht leicht geduckt da und der Schwanz peitscht heftig hin und her. Ein Zeichen für Unschlüssigkeit.
NEUGIERIG: Deine Katze kommt auf dich zu, den Schwanz senkrecht hochgestellt? Ein freundliches "Hallo, ich bin´s!"
ES GEHT MIR GUT: Mieze schlummert selig auf der Couch, alle viere in die Luft gereckt. Sie fühlt sich absolut wohl und sicher.
MISSMUTIG: Eine schlecht gelaunte oder beunruhigte Katze kauert sich geduckt hin, die Vorderpfoten fest unter die Brust gezogen. So kann sie jederzeit aufspringen oder eine krallenbewehrte Tatze ausfahren.
BITTSTELLER: Katze sitzt senkrecht auf den Keulen, ihr Blick auf dich gerichtet und maunzt ohne Unterlass. Das heisst, sie will etwas von dir.
Gestik und Mimik der Katze
Um Katzen zu verstehen, muss man weder die unterschiedlichen Klänge in einem Miau erlernen noch die verschiedenen Tonlagen des Schnurrens und Fauchens. Denn worauf es in Sachen Kommunikation vor allem ankommt, sind Gestik und Mimik.
Der Teppich im Wohnzimmer ist voller Erde, garniert mit unzähligen Blütenblättern. Dekoriert wurde dieses bunte "Arrangement chaotique" noch mit einem Potpourri glitzernder Scherben. Sie waren einst ein Übertopf. Daneben steht der Künstler. Das Haupt gesenkt, den Schwanz ganz leicht eingekniffen, schweigt er betreten, den Blick gen Boden gerichtet. In der Menschenwelt würde man Miezes gebeugte Körperhaltung vielleicht als Zeichen der Reue und Demut deuten. Was sie aber tatsächlich ausdrückt, ist etwas gänzlich anderes. Unsicherheit. Sie weiss sehr genau, dass man den Kontakt mit dem Menschen jetzt am besten vermeidet.
Anderes Beispiel: das Abendessen mit Freunden. Weil die Gäste ihren kleinen West Highland Terrier nicht zu lang allein lassen wollten, haben sie ihn kurzerhand mitgebracht. Die Katze merkt das reichlich spät, eigentlich erst als sie schlaftrunken aus ihrem Separee wankt und plötzlich einem weissen haarigen Eindringling gegenübersteht. Katzenbuckel. Spitz nach oben gestellte Ohren. Erhobene Pfote. Fauchen. All das soll dem Gegenüber unmissverständlich klarmachen, dass er hier, mal vorsichtig ausgedrückt, kein gern gesehener Gast ist. Und sie als vierbeiniger Chef des Hauses ihn daher auffordert, sich zu verdrücken.