Hunde leben mit uns in einer sozialen Gemeinschaft. Zusammen mit "ihren" Menschen fühlen sie sich am wohlsten. Kein Wunder also, dass viele Hundehalter ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihren Vierbeiner alleine lassen müssen oder ihn zu einem Hundesitter bringen. Ist der Hund an einem solchen Tag sowieso zu kurz gekommen, verstärkt sich dieses Gefühl noch. Intuitiv versucht man zum Beispiel, seine Einkäufe schneller zu erledigen. Das stresst. Und mit der Geduld ist es auch nicht weit her. Lange Schalgen etwa an der Supermarktkasse nerven tierisch...
Alleinsein gut geplant ist halb gewonnen
Den Hund unvorbereitet allein zu lassen - das geht gar nicht. Der Vierbeiner muss das Alleinbleiben lernen.
Der Hund kann nicht überall mit hin
Dein Vierbeiner begleitet dich viele Jahre, und natürlich kannst du ihn nicht immer mitnehmen, zum Beispiel in den Supermarkt oder zum Arzt. Und es gibt Hunde, die zwar nicht gern allein bleiben, für die es aber noch schlimmer ist, sich im Stadtgetümmel zurechtfinden zu müssen und dies gewohnt sind. Trainiere deshalb das Alleinbleiben systematisch mit deinem Hund. Am Ende wird er gern und entspannt zu Hause bleiben und du kannst mit einem guten Gefühl die Haustür abschliessen und deines Weges gehen. Am besten trainierst du das Alleinbleiben schon mit dem jungen Hund. Aber auch einer älterer Hund lernt es, entspannt zu Hause zu bleiben.
Das erleichtert das Alleinbleiben
Sorge für weitere Entspannung, indem der Hund immer Zugang zu seinem Körbchen hat, sodass er sich stets dorthin zurückziehen kann. Viele Hunde kuscheln auch gern mal im Bett oder auf der Couch. An diesen Stellen gibt es viele Duftmarken von uns, die zumindest im Moment ein "Wir-Gefühl" für den Vierbeiner hinterlassen. Vielen Hunden hilft das zu entspannen. Sollte dich das nicht stören, lass deinen Hund. Hast du etwas dagegen, schütze dein Mobiliar, sodass der Hund es nicht nutzen kann.
Einige Hunde buddeln gern Topfpflanzen aus, wenn es ihnen langweilig ist. Tausche die Pflanzen besser gegen einen Kauknochen oder Spielzeug aus, die dein vierbeiniger Freund beknabbern kann. Kauen baut Stress ab und kann als sinnvolles Instrument das Entspannungsgefühl unterstützen. Es gibt auch Hunde, die sich in einer grossen Wohnung verloren vorkommen. Manche halten sich während unserer Abwesenheit lieber nur in einem oder zwei Räumen auf, andere nutzen gern die gesamte Wohnung. Stimme die Grösse des Aufenthaltsbereichs auf das Bedürfnis deines Hundes ab.
Übung: Allein bleiben
Tür zu und weggehen mag mit dem einen Hund möglich sein, aber nicht mit allen. Wir stellen dir eine Übung vor, die so kleinschrittig ist, dass du diese mit jedem Hund problemlos üben kannst.
Sich entspannt vom Hund entfernen
Für diese Übung brauchst du Leckerchen, ein Spielzeug und natürlich deinen Hund.
Ziel der Übung: Du kannst deinen Hund überall zum Hinsetzen auffordern. Er setzt sich freiwillig und lernt dabei, dass du dich entfernen wirst. Das Signal darf er selbst auflösen und sich entspannt anderen Dingen widmen.
Übungsaufbau:
- Motivieren deinen Hund, sich hinzusetzen. Wähle dabei nicht das bereits konditionierte Signal "Sitz", denn das beinhaltet, dass sich dein Hund so lange in der Position befindet, bis du das Signal wieder auflöst. Locke ihn mit einem Leckerchen in die Position, aber benenne den Ablauf nicht weiter. Später gibst du dem Signal einen neuen Namen, wie etwa "Banane". Der Hund lernt, sich auf das Wort Banane hinzusetzen, er aber eigenständig wieder aufstehen darf, sollte es ihm zu lange dauern. Für den Hund bringt das Klarheit und macht dein "Sitz" nicht zunichte, dem immer ein Auflösesignal folgen sollte.
- Wenn der Hund sitzt, ist ein Leckerchen als Belohnung fällig.
- Ein Fixieren des Hundes durch ein "Sitz" ("Platz" oder "Steh" gehen natürlich auch) macht es dem Hund leichter, dass er dir nicht hinterherläuft. Distanziere dich einen Schritt von ihm. Gehe danach denselben Schritt wieder auf ihn zu. Motiviere deinen Vierbeiner, etwas zu tun, das jedoch nicht mit dir im direkten Zusammenhang steht. Dazu kannst du Spielzeug auslegen, auf das er sich gern stürzen darf. Benutze hier nicht das Auflösesignal, sonst wir dein Hund es in Zukunft immer erwarten.
- Wiederholde die Übung einige Male. Vergrössere die Abstände und den Laufwinkel zum Hund. Drehe dich um, sodass die Übung auch gelingt, wenn du ihm nicht in die Augen siehst. Viele Hunde halten Übungen nur aus, wenn sie ständig Blickkontakt zu ihrem Menschen halten. Unterbreche immer mal wieder den Kontakt und animiere ihn, etwas ohne dich zu tun. Letzteres soll er schliesslich auch machen, wenn er allein ist.
- Klappt dieser Schritt, gehe in andere Räume und beschäftige dich dort kurz, komme wieder und beende die Sequenz, wie im vorherigen Punkt beschrieben. Die Abstände und Zeiten deiner Abwesenheit werden mit der Zeit immer grösser und länger. Gehe in den Flur, ins Treppenhaus, in die Küche, das Bad, den Keller, usw.
Komm wieder zurück, lobe deinen Hund und dann geht jeder seiner Wege.
- Deinem Hund vermittelst du auf diese Weise eine Routine. Du gehst weg, und alles bleibt in Ordnung. Du kommst wieder, aber beschäftige dich nicht mit ihm. So baut sich beim Hund keine Erwartungshaltung auf, sondern er muss sich selbst beschäftigen.
Schaffe durch diese Schritte eine stressfreie Basis, bei der dein Hund lernt, dass ein ständiges Hinterherlaufen Energieverschwendung ist und auch die Wohnung ohne dich nicht zusammenbricht. Du vermittelst souverän, dass es normal ist, kurzfristig auch mal getrennte Wege zu gehen.