Vierbeinige Senioren - Das braucht deine Fellnase im Rentenalter

Keine Falten, kein lichtes Haar, nur ein paar graue Strähnen im Gesicht, keine Wechseljahre, keine Midlife-Crisis: Hunden sieht man ihr Alter äusserlich kaum an. 
Sie scheren sich nicht um Geburtstage, leben im Heute - mit ein, zwei und zehn Jahren.
Dank der Fortschritte in der Tiermedizin und gesunder Ernährung können sie das auch - ihre durchschnittliche Lebenserwartung ist in den letzten vierzig Jahren um zwei Jahre gestiegen.
Doch die natürliche Alterung lässt sich nicht stoppen und mit ihr beginnen auch die Wehwehchen und ernsthafte Erkrankungen. Wichtig ist es, den Hundesenior genau zu beobachten, damit du die Altersbeschwerden frühzeitig erkennst und eingreifen kannst.

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Was kann der Geriatrie-Check?

Weil Hunde unterschiedlich altern, ist eine Vorsorge-Untersuchung bei grossen Hunden ab sieben, bei kleineren ab zehn Jahren sinnvoll. Bei so einem Alters-Check hört der Tierarzt das Herz ab, prüft die Gelenke, schaut sich das Gebiss, stellt den Oldie auf die Waage und nimmt Blut ab. Im Blutbild lassen sich Entzündungen sowie die Leber- und Nierenwerte erkennen. Manchmal ist Ultraschall notwendig, um Tumoren ausfindig zu machen. Der Tierarzt kann also feststellen, ob der Hund "für sein Alter" noch fit ist oder medizinische Unterstützung braucht.

Was sind normale Alterserscheinungen?

Mit dem Alter verlangsamt sich der gesamte Stoffwechsel, die Zellen teilen sich nicht mehr so häufig und regenerieren nur allmählich. Die Immunabwehr schwächelt. Alte Hunde werden immer dünnhäutiger, physisch und psychisch. Sie können ihre Kerntemperatur nicht gut ausgleichen, frieren schneller und leiden stärker, wenn es zu warm ist. Aber sie reagieren auch empfindlicher auf Umweltreize, fahren manchmal regelrecht "aus der Haut", wenn etwas Ungewohntes geschieht. Die meisten Hunde hören und sehen im Alter nicht mehr so gut: Kein Grund zur Sorge, sie gleichen vieles mit dem Geruchssinn aus. So lange sie nicht blind oder taub sind, können sie sich gut orientieren. Aber sie sind unsicherer und brauchen einen Menschen an ihrer Seite, der das weiss und ausgleicht.
Im Laufe des Lebens verkalken die Arterien, es kann zu Durchblutungsstörungen kommen, in deren Folge das Konzentrationsvermögen nachlässt, Denkschwierigkeiten auftreten und sich Vergesslichkeit einstellt. Manche werden auch dement. Die Knochen werden brüchig, Bänder und Sehnen sind nicht mehr so flexibel, die Hunde bewegen sich langsamer und ermüden schneller. Alterserscheinungen, auf die du gefasst sein und reagieren solltest.

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Welche Hilfe braucht ein alter Hund?

Wer sich weniger und nicht mehr so schwungvoll bewegt, nimmt unweigerlich zu, wenn er sich wie in jungen Jahren ernährt. Weil auch das Verdauungssystem verlangsamt ist, sollten alte Hunde mit leicht verdaulichem, proteinreichen Futter versorgt und zur Kontrolle monatlich einmal gewogen werden. Wie beim Welpen sind zwei bis drei Portionen besser als eine einmalige Fütterung. Das beugt auch der im Alter leider häufigen Magendrehung vor, die durch die schlafferen Bänder begünstigt wird. In spezieller Oldiekost sind Antioxidantien enthalten, die krank machende freie Radikale "einfangen" und das Risiko für Krankheiten vermindern.

Eine weitere Folge der verminderten Bewegung sind zu lange Krallen. Die nutzen sich beim Laufen auf härten Böden ab. Genau dort sollte aber ein Seniorhund nicht laufen, weil das Skelett und Gelenke belastet. Also müssen die Krallen ab und zu gekürzt werden
Wenn dein Hund nicht mehr lautlos über Holz oder Stein läuft, weil die Krallen aufploppen, wird es Zeit für Fusspflege.

Ausreichend Bewegung brauchen die Oldies natürlich, damit ihre Muskulatur nicht schwindet und die Gelenke geschmeidig bleiben. Wie viel und wie oft du mit dem alten Hund eine Runde drehst, solltest du ihm selbst überlassen. Nehme aber auch Rücksicht aufs Wetter und lasse ihn keine grossen Sprünge machen, nur wenige Stufen laufen und streiche Ballspeiel aus deinem Fitnessprogramm. Warum? Weil ein Hund, der hinter einem Ball herjagt, einen harten Stopp einlegt, wenn er am Ziel ist. Das setzt den Schultern stark zu und hat leider oft zu Zerrungen geführt.

Weil die Knochen nicht mehr so beweglich sind, können alte Hunde sich oft nicht ordentlich säubern und freuen sich über eine Putzhilfe. Mit lauwarmen Wasser reinige die Analregion, mit einer weichen Bürste fährst du vom Nacken bis zum Schwanzwirbel übers Fell. Die Massage tut dem Hund gut und zusätzlich geniesst er deine Nähe.
Denn das ist eine weitere Folgeerscheinung des Alterns: Der Hund sucht Körperkontakt, schliesst sich ganz eng an seinen Halter an und bleibt nicht mehr gern allein. Schenke ihm die Sicherheit, dass du immer an seiner Seite bist. Damit stärkst du auch sein Immunsystem, das durch das Bindungshormon Oxytocin die Stresshormone unterdrückt.

Kuscheln

Solange der Seniorhund noch nicht vollständig taub oder blind ist, kannst du ihn frei laufen lassen. Fehlt einer dieser Sinne gänzlich, greife zur Schleppleine. Die gibt dem Vierbeiner Bewegungsfreiheit, verschafft dir aber Kontrolle. Solltest du Anzeichen von Schwerhörigkeit oder Sehschwäche bemerken, trainiere unbedingt Hör- plus Sichtzeichen. Beherrscht der Hund beides, wird er sich, lässt das Gehör nach, an deinen Gesten und Handbewegungen orientieren. Sieht er nur noch eingeschränkt, kann er deinen Worten und Rufen oder Pfiffen folgen.

Und was ist mit der Vergesslichkeit und den verzögerten Reaktionen? Die solltest du berücksichtigen und geduldig warten, wenn er seine Zeit braucht, um zu verinnerlichen, was du gerade willst. Hilfreich sind Rituale. Die schaffen dem Hund eine Struktur, auf die er sich verlassen kann. Genau das braucht er im Alter: das Gefühl, geborgen zu sein. ♡

Woran erkenne ich mögliche Krankheiten?

Ausser dem jährlichen Alters-Check sind Impfungen und Schutz vor Parasiten enorm wichtig, weil das Immunsystem nicht mehr so arbeitet wie beim jungen Hund. Das gilt auch für Erkrankungen, die in der Jugend leicht weggesteckt werden. Folgende Anzeichen können Alarmsignale sein:

  • Appetitlosigkeit
  • Durchfall, der länger als einen Tag dauert
  • Übermässiger Durst
  • Schwierigkeiten beim Aufstehen
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Anhaltendes Speicheln, Würgen oder Erbrechen
  • Deutliche Gewichtszu- oder -abnahme
  • Haarausfall
  • Dauernde Unruhe
  • Lautes Bellen / Jaulen ohne Anlass
  • Häufiges Husten
  • Hecheln bei Normaltemperatur

Solche Auffälligkeiten sind Hilferufe deines Oldies, die du nicht ignorieren solltest. Er verlässt sich auf dich. Die moderne Tiermedizin hat viele Möglichkeiten, Krankheiten zu heilen oder zu behandeln. Sie kann dem alten Hund Schmerzen nehmen und viele lebenswerte Jahre schenken. Jahre, in denen du auch weiter deinen treuen vierpfotigen Begleiter an deiner Seite weisst.

 

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