Meerschweinchen sind hochsoziale Gruppentiere! Ein Mensch kann niemals einen adäquaten Sozialpartner ersetzen, auch wenn er sich noch so intensiv und wohlwollend mit dem Schweinchen beschäftigt. Ihr artspezifisches Verhalten können die südamerikanischen Nager nur unter Artgenossen ausleben. Jeder, der einmal eine Zeit lang eine Meerschweinchengruppe beobachtet hat, kann daran keinen Zweifel haben.
Meerschweinchengruppe - wer passt zu wem?
Wenn du dich nach reiflicher Überlegung entschlossen hast, dass du mit Meerschweinchen leben willst, geht es darum, das richtige Team zusammenzustellen.
Vorab solltest du dir im Klaren sein, ob du einmalig eine Meerschweinchengruppe anschaffen willst, die sich in den nächsten Jahren wohlfühlen, oder ob du unter Umständen zu einem späteren Zeitpunkt ein Tier dazu nehmen oder sogar einmal Nachwuchs möchtest.
Hast du bereits Erfahrung mit der Meerschweinchenhaltung? Hast du Freude am reinen Beobachten des Verhaltens deiner vierbeinigen Mitbewohner? Dann ist die Anschaffung einer Gruppe von drei oder mehr Schweinchen lohnenswert.
Oder ist es vordringlich, dass dein Kind vom Umgang mit den ersten Heimtieren profitiert und zu diesen einen engen Kontakt aufbauen und sie regelmässig herausnehmen kann? In diesem Fall ist auch ein Team von zwei männlichen Tieren ideal.
Beobachtungen bei Männchen-Teams |
Wenn es beim Fressen von einer Stelle Probleme gibt, kann das Schaffen einer zweiten Futterstelle - eventuell auf der anderen Ebene - zur Beruhigung beitragen. |
Das Schaffen von Ablenkungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten ist bei Bockhaltung ebenfalls besonders wichtig. |
Nach Möglichkeit sollten die zwei Böcke niemals getrennt werden und keiner sollte Kontakt zu Weibchen haben. Nach einer vorübergehenden Trennung kann es nämlich passieren, dass die beiden sich nicht mehr vertragen. |
Zusammentreffen fremder Tiere
Bevor man zwei Tiere, die sich noch nicht kenne, zusammensetzt, ist es empfehlenswert, den Käfig völlig auszumisten und neu einzurichten, um bestehende Gerüche des Tiers, das den Käfig bereits bewohnt hat, zu minimieren. Es empfiehlt sich einen grossen Heuberg zum Verkriechen anzubieten. Ausserdem kann es sinnvoll sein, die Meeris mit etwas Wasser zu bespritzen oder mit Gurkensaft oder Fencheltee einzureiben. Man kann auch das Hinterteil des Neuankömmlings mit verschmutzter Einstreu der Gruppe abreiben. So werden fremde Gerüche reduziert, die Aggressionen hervorrufen könnten.
Natürlich merken die Schweinchen trotz all dieser Massnahmen sofort, dass sie einander noch nicht kennen; es geht darum, den Heimvorteil der Eingesessenen zu verkleinern und alle Tiere etwas zu verwirren, denn in einer ungewohnten Situation hält man eher zusammen.
Besonders bei solchen Tieren, die über einen längeren Zeitraum (über ein Jahr) allein sein mussten, kann das Zusammengewöhnen mit einem Partnerschweinchen problematisch sein.
Ausprobieren sollte man es im Interesse des Tieres aber doch, vielleicht kann man mit einem Merrschweinchenanbieter das probeweise Ausborgen eines Meerschweins aushandeln.
TIPP:
Es muss nicht immer eine Weibchengruppe sein. Unter Beachtung verschiedener Punkte können auch Männchen harmonisch zusammenleben. Verändertes Gewicht, durch regelmässige Kontrollen ermittelt, gibt Auskunft über möglichen Stress, Krankheiten oder über Trächtigkeit. Unglückliche Meerschweinchen verlieren an Gewicht. Regelmässiges Wiegen gibt somit Hinweise auf ihr Wohlergehen.
Der Hahn äh Bock im Korb!
Der natürlichen Gruppenstruktur von Meerschweinchen entspricht zweifellos die Haltung von einem (kastrierten) Männchen und einem oder besser mehreren Weibchen.
Die Haltung zweier unkastrierter oder kastrierter Männchen ist auch eine empfehlenswerte Varianten, vor allem da meist ein Männchenüberschuss herrscht.
Übrigens ist es ein Vorurteil, dass männliche Quieker "mehr stinken" als weibliche.
Hingegen sind Männchen von den grossen individuellen Unterschieden, in ihrem Wesen oft zutraulicher und ruhiger als Weibchen.
Böcke sind nicht ganz so einfach zu vergesellschaften wie Weibchen.
Männchen zusammensetzen
Empfehlenswert ist es, zwei Brüder oder Männchen, die sich bereits aus der "Kinderstube" kennen, auszuwählen. Der Idealfall ist, Tiere aussuchen zu können, die sich offensichtlich bereits "mögen".
Am besten setzt man entweder zwei Jungböckchen zusammen oder einen erwachsenen Meer-Eber mit einem Jüngling. Vergesellschaftet man zwei Erwachsene, ist das Risiko gröberer Auseinandersetzungen am grössten!
Eine ausreichende Grösse des Käfigs ist bei dieser Form der Vergesellschaftung besonders wichtig: am besten ist ein Selbstbaukäfig mit einer zweiten Ebene und Rückzugsmöglichkeiten für beide Tiere.
Das Anbieten von Häuschen ist weniger empfehlenswert. Zumindest sollten sie jedoch zwei Ein- bzw. Ausgänge haben. Besser geeignet sind Kuschelröhren, Hängematten, Holz- oder Weidenröhren mit zwei Öffnungen als Ausweichmöglichkeit.
Besser kastriert?
Wenn zwei Männchen sich partout nicht verstehen, nutzt meist auch die Kastration von einem Tier oder von beiden nichts! Getrennt werden sollten die Böcke, wenn es blutige Kämpfe gibt und ein Tier deutlich leidet, zum Beispiel an Gewicht verliert oder ständig flüchten muss. Viele Meerschweinchenkenner berichten von guten Erfahrungen mit einer Gabe von Bachblüten-Notfalltropfen zur Stressreduzierung und Förderung der Harmonie in Krisensituationen. Manche Streithähne können dann auch in einer Art "Waffenstillstand" zusammen leben: es besteht keine grosse Harmonie, aber es wird nicht (mehr) gekämpft.
TIPP:
Das Zusammenstellen reiner Weibchen-Gruppen ist natürlich auch eine Option, bei der es im Regelfall zu keinen Problemen kommt. Dominanz-Streitereien können den Gruppenfrieden aber beeinträchtigen.
Kastrierte Männchen bringen meistens Harmonie in eine Weibchengruppe. Kastriert sollten die Böckchen sein, um Nachwuchs zu vermeiden.