Wenn der Welpe auf seine Menschen zusaust und ihnen - genauer, ihrem Gesicht - entgegenspringt, reagiert er wie alle Welpen, die Mutter, Vater, Tanten und Geschwister, wenn diese heimkehren, begrüssen: Er versucht an die Lefzen zu gelangen und so einen Happen von der Jagdbeute zu bekommen. In der Hundefamilie hat er Erfolg: Er kann seinen Hunger stillen. In der Menschenfamilie ist er meistens auch erfolgreich. Der Zweibeiner beugt sich hinunter, tätschelt das Hundekind und redet in der Babysprache mit ihm. Alles richtig gemacht, lernt der Welpe und perfektioniert das Anspringen während der Pubertät. Was für eine Enttäuschung, wenn jetzt anstelle zärtlicher Streicheleinheiten ein ärgerliches "Lass das" das Resultat ist. Kein junger Hund kann das verstehen und erst recht nichts daraus lernen.
Spring. Mich. Nicht. An!
Wenn dein Welpe zu den Springteufeln gehört, rüste dich mit Leckerbissen, bevor du Garten oder Haus betretest, und werfe ein paar Brocken auf den Boden, bevor er zum Sprung ansetzt. Noch besser: Halte einen Happen in der Hand und führe diesen dicht über seine Nase. Das prompte Hinsetzen belohnst du mit dem Bonbon und lobst mit schmeichelnder Stimme. So soll er lernen, dass er seinen Appetit stillen kann, wenn er sitzt. Später kannst du das Signal "Sitz" verbal einführen und so das "Hallo" mit beherztem Hüpfer durch ein erwartungsvolles Sitzen ersetzen. Wichtig: Unterdrücke jegliche Rührung über den vermeintlichen Freudensprung. Das Hundebaby registriert das und quittiert jede Ausnahme mit noch grösseren Anstrengungen, dein Gesicht zu erreichen.
Bessere Manieren, bitte!
Beim erwachsenen Hund kannst du dieses Ritual beibehalten, wenn er es gelernt hat. Wenn nicht, musst du mit härteren Bandagen reagieren. So ein infantiles Gehabe muss nicht sein und kann lästig werden, wenn es sich um ein stattliches Exemplar handelt. Oft aber ist es die schiere Empörung und dein Hund massregelt dich. Weil du ohne ihn das Haus hast. Weil der Stress, den er beim Alleinsein aushalten musste, sich entladen will. Oder weil du selbst ihn durch eine stürmische Begrüssung ("Ja, ich bin wieder da!") geradezu ermutigst.
Schaue genau hin: Der Rückfall in seine Kindheit ist gekennzeichnet durch geduckte Körperhaltung, Pendeln des Schwanzes und angelegte Ohren. Dabei lässt das "ewige Kind" Fiepen hören und versucht hochzuklettern. Hohe Erregung erkennst du am peitschenden Schwanz, gespitzten Ohren, stürmischem Anspringen und derbem Rempeln.
Keine Worte - Topwirkung
In beiden Fällen ist keine Reaktion die effektivste Gegenmethode. Denn Leitsatz aller Hunde ist: "Wiederhole, was erfolgreich war". So eine Null-Reaktion muss man üben. Auch schimpfen, schubsen, die Stirn runzeln sind Reaktionen, aus Hundesicht besser als nichts. Ihn und sein Tun zu ignorieren aber lässt seinen Sprung ins Leere laufen. Gehe an ihm vorbei, schaue ihn nicht an, bleibe stumm.
Ziehe Jacke und Schuhe aus und tue etwas, das mit dem Hund nichts zu tun hat: Lesen, den Computer hochfahren, Einkäufe auspacken ...
Erst wenn der Hund sich beruhigt hat, wende dich ihm zu. Dann kannst du ihm einen Leckerbissen zustecken, Streicheleinheiten spendieren oder mit ihm spielen. So unwahrscheinlich das klingt, es zeigt superschnell Wirkung. Das erfolglose Anspringen wird schwächer und schliesslich ganz unterlassen.