Frost ist der erste Bote des Winters. Hoch oben in den Wolkenschlössern verwandeln sich jetzt winzige Wassertropfen in glitzernde Schneekristalle. Leise rieseln die Flocken den Himmel hinab. Bald bedeckt Schnee jedes Grün, verhüllt Feld, Wald und Wiesen. Die weisse Pracht verzaubert das Land und schenkt Menschen meist unbeschwerte Freude. Für viele Wildtiere hingegen geht es jetzt ums Überleben. Frost beschert auch Kälte und Entbehrung. Die Winterwelt hat ihre eigenen Gesetze und die Natur verlangt Höchstleistung. Es ist eine Jahreszeit voller Gegensätze: unerbittlich und vergänglich, faszinierend und voller Wunder. Wildtiere in unserem Garten oder auf dem Balkon, aber auch unsere tierischen Mitbewohner müssen sich auf diese Monate immer wieder neu einstellen. Jedes auf seine eigene Weise. Sie brauchen bei Minusgraden eine besondere Zuwendung.
Tipps gegen klirrende Kälte
Wir leben geborgen in unseren beheizten Häusern. Multifunktionskleidung erlaubt es uns beim Spaziergang oder Rodeln, stundenlang draussen zu sein. Tiere besitzen von Natur aus raffinierte Kälteschutztechnologien. Ein dichtes Geflecht aus Haaren lässt Kälte nicht einmal bis zur Haut durchdringen. Wie ein Reissverschluss haken sie sich ineinander. Das Deckhaar fängt sogar Schneeflocken ab und lässt die Feuchtigkeit gar nicht erst hinab in die dicke Unterwolle dringen. Mit einer Wärmebildkamera lässt sich erkennen, dass Rehe, Luchse, Füchse oder Fischotter nur an wenigen Stellen wie Augen, Nase und den Beinen Körperwärme verlieren. Ein weiterer Trick: Hirsche senken im Winter ihre Körpertemperatur ab und drosseln ihren Stoffwechsel. Sie begeben sich in eine Ruhephase, in der sie sich weniger bewegen. Ähnlich wie Amphibien und Fische. Sie suchen sich geschützte Orte in der Erde oder unter der Eisschicht von Gewässern und fallen in eine Winterstarre, in der sie kaum Energie verbrauchen.
Mäuse, die nur ein zartes Fell besitzen, richten sich unter der Schneedecke gemütlich ein. Sie isolieren ihre Höhlen und Gangsysteme vor eisigen Temperaturen mit Pflanzenblättern und kleinem Geäst.
Wer sucht, der findet
Auch wenn alles stumm und verlassen erscheint: Nahrung gibt es dennoch. Die Natur vergisst ihre Tiere nicht. Mäuse füllen ihre hungrigen Mägen jetzt mit Wurzeln, deponierten Körnern und Sämereien.
Wildschweine wühlen sich mit ihrer kräftigen Nase ganz leicht durch das Schneepolster. Solange die Erde nicht gefroren ist, finden die Allesfresser, was ihr Herz begehrt: Wurzel, Knollen, kalorienreiche Eicheln und Bucheckern. Als Nachtisch halten würzige Tannenzweige her. Doch wo soll der fleischfressende Fuchs Beute finden im endlosen Weiss? Behutsam spürt er mit seinem feinen Gehör Mäuse unter dem Schnee auf. Hunger treibt ihn an , die Bewegung hält ihn warm. Mit einem geschickten Sprung stürzt er sich auf die kleine Höhle und taucht seinen Kopf hinab in den Schnee. Die Nase tief in den Schnee zu stecken, lieben auch unsere Hunde! Viele blühen richtig auf, wenn sie die weisse Pracht sehen. Fetzen sie mit Karacho durch den Tiefschnee, steckt ihre pure Lebensfreude an. Einige Katzen hingegen setzen bei Frost lieber keine Pfote vor die Tür.
Oh, du gefährliche ...
Knisterndes Lametta, duftende Leckereien, baumelnde Christbaumkugeln: Was unsere Lieblinge verlockend finden, kann ihnen schnell zum Verhängnis werden. Reste des Festmenüs können ihre Gesundheit gefährden. Eine erhöhte Verletzungsgefahr droht insbesondere bei splitternden Geflügelknochen und Fischgräten. Und auch bei Schokolade droht Lebensgefahr: Schon eine geringe Menge des in der Kakaobohne enthaltenen Wirkstoffs Theobromin kann zu schweren Vergiftungen führen. Wer seinem Tier eine gesunde Freude bereiten möchte, kann selbst gemachte Leckereien backen, die optimal auf die Bedürfnisse deines Lieblings abgestimmt sind.
Eine mögliche Gefahrenquelle sind auch beliebte Pflanzen wie Weihnachtsstern, Amaryllis, Stechpalme, Christrose oder Mistel. Sie enthalten giftige Substanzen und sollten daher ausser Reichweite der Vierbeiner stehen. Den Weihnachtsbaum platzierst du am besten sicher und gut befestigt in einer Ecke. Falls dein Vierbeiner ihn als "Spielzeug des Monats" auserkoren hat, kannst du versuchen, ihn für Hund und Katze weniger attraktiv zu machen. Fast alle Katzen finden beispielsweise den Geruch von Zitrusfrüchten unangenehm. Ein paar frische Zitronen- oder Orangenscheiben im Baum können Abhilfe schaffen. Verzichte bitte unbedingt auf (bleihaltiges) Lametta, Kerzen, Duftöle, Schneespray und leicht zerbrechliche Glaskugeln. Natürlicher Baumschmuck aus Stroh oder Holz schaut mindestens genauso hübsch aus.
Entspannter Jahreswechsel
Während wir Menschen gerne feierlustig das alte Jahr verabschieden und das neue mit lauten Geknalle und Gepfeife begrüssen, leiden Wild- und Heimtiere meist unter schrecklicher Panik. Sie wissen nicht, was die Lichtblitze und Schläge bedeuten und geraten in Todesangst. Hunde können blind vor Flucht verunfallen. Katzen verkriechen sich in enge Verstecke, aus denen sie sich nicht mehr befreien können. Pferde verletzen sich, weil sie aus ihrer Box nicht fliehen könne.
Verzichte daher als Tierfreund auf ein Feuerwerk und spende das Geld stattdessen an Tierschutzprojekte.
Deine Lieblinge zu Hause kannst du unterstützen, indem du vorsorgst: Die ersten Raketenknaller beginnen bereits am Morgen oder sogar am Vortag. Schreckhafte Hunde während dieser Zeit vorsorglich an die Leine nehmen. Hunde und Katzen für den Fall, dass sie davonlaufen, chippen lassen und registrieren. Am Silvesterabend Fenster und Läden schliessen und eine gewohnte Geräuschkulisse herstellen - Radio und TV dürfen jetzt ruhig mal etwas lauter sein. Für extreme "Felle" kannst du ein Medikament oder pflanzliche Mittel gegen Angstzustände besorgen - doch bitte nur in Absprache mit deinem Tierarzt.